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ELFRIEDE THUM

1886 - 1952

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Die Malerin Elfriede Thum war eine der bedeutendsten Berliner Expressio­nistinnen. Seit ihre Gemälde 1912 erstmals in der be­rühmten Galerie Cassierer neben Arbeiten von Vuillard, Sis­ley, Courbet und Pissarro gezeigt wurden, hatte sich die Künstlerin, die stets nur mit ihrem Nachnamen signierte, das männliche Pseudonym Erich Thum zugelegt. Und in der Tat, der Erfolg schien ihr Recht zu geben: Die Bilder eines vermeintlichen Mannes verkauften sich tatsächlich besser als die einer Frau.

 

Vertreten von Paul Cassirer, in dessen Galerie die wichtigsten Künstler der Zeit präsentiert wurden und verheiratet mit dem Schriftsteller, Dramatiker und Drehbuchautor Rolf Lauckner, einem Stiefsohn Hermann Sudermanns — damals neben Gerhart Hauptmann als bedeutendster deutscher Bühnenautor angesehenen —, gehörte Elfriede Thum zum aus­erwählten inneren Kreis der Berliner Kulturszene: Als Malerin verkehrte sie mit Charles Palmié und Max Pechstein, sie porträtierte Tilly Durieux und Paul Wegener und war als Kostüm– und Bühnen­bildnerin für die Dresdner und Stuttgarter Oper sowie die Berliner Volksbühne tätig. Dort arbeitete sie mit Max Reinhardt und Gustaf Gründgens zusammen. Über ihren Mann war sie zudem in der lite­rarischen Szene Berlins zu Hause. Ihr Refugium, der Ort, wo sein sich am liebsten aufhielt und arbeitete, war jedoch ihr kleines Haus im Katzengrund bei Frankfurt an der Oder. Dort konnten sie und ihr Mann abseits allen Trubels in voll­kommener Ruhe und Abgeschiedenheit arbeiten.

 

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Ihr kraftvoller eigenständiger Malstil mit glühenden Farben ließ sie bald zu einem der bedeu­tendsten Berliner „Expressionisten“ werden. Als ihr männliches Pseudonym 1920 anlässlich ei­ner Einzelausstellung in der Berliner Galerie Ferdinand Möller durch einen Journalisten auf­gedeckt wurde, war Berlin um einen kleinen Skandal reicher. Inzwischen war man aber eher bereit, zu akzeptieren, dass auch eine Frau „fernab aller Damenmalerei“ (Paul Fechter) tätig sein konnte.

 

1939 konstatierten die neuen Machthaber „offensichtliche Entartungserscheinungen“ in ihrer Malerei und sprachen ein generelles Ausstellungsverbot aus, wobei der „Herr Reichsminister“ jedoch auf eine Beschlagnahmung ihrer Bilder verzichtete.

 

Im Krieg mehrfach ausgebombt ist nur ein relativ kleiner Teil von Elfriede Thums Werk erhal­ten. Die Künstlerin starb 1952 auf Grund ihrer mangelhaften Ernährung an einer Lungen­entzündung. Bereits 1955 wurde Elfriede Thum anlässlich der Berliner Festwochen erstmals mit einer Retrospektive im Rathaus Wilmersdorf geehrt.

Elfriede Thum, um 1930

Kurzbiographie

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  • 1186    am 15. Dezember als Lydia Elfriede Thum in Berlin geboren.

  • 1905    Studium der französischen Literatur, Weltgeschichte, Malerei und Bildhauerei an der Universität Lausanne.

  • 1907    Beendigung des Studiums, Rückkehr nach Deutschland.

  • 1908    Studium der Malerei bei Charles Palmié in Dresden.

  • 1909    Aufenthalt in Nidden, dort Bekanntschaft mit Max Pechstein.

  • 1912    Anlässlich ihrer ersten Ausstellung bei Cassirer (gemeinsam mit Vuillard, Sisley, Courbet, Pissarro u.a.) legt sie sich das    männliche Pseudonym "Erich Thum" zu. Im Sommer Reise nach Fanø..

  • 1913    Am 28. Dezember heiratet sie den Schriftsteller Rolf Lauckner, einen Stiefsohn des Dramatikers Hermann Sudermann. Das Ehepaar lebt in Thums Haus in Katzengrund bei Frankfurt/Oder, in Stuttgart und Berlin.

  • 1915    Der Münchner Goltz-Verlag veröffentlicht die viel beachtete Mappe "Hinter den Heeren", für die 'Erich Thum' die Lithographien schuf.

  • 1916    Am 28. Januar Premiere von Hermann Sudermanns Komödie "Die gutgeschnittene Ecke" am Berliner Lessingtheater, in dem er für die Figur der Malerien Karen Brandstätter seine Schwiegertochter zum Vorbild nahm. Der Galerist Paul Cassirer und seine Frau, die Schauspielerin Tilla Durieux, werden ebenfalls wenig schmeichelhaft dargestellt, so dass es zum Zerwürfnis mit Sudermann kommt.

  • 1917    Emil Richter, Dresden, veröffentlicht ebenfalls unter ihrem männlichen Pseudonym zwölf Lithographien Thums zu Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke.

  • 1919    Max Reinhardt inszeniert ein Drama Rolf Lauckners mit Alexander Moissi und Helene Thiming in den Hauptrollen. Einzelausstellung "Erich Thum" in der Galerie Holtz, München.

  • 1920    Einzelausstellung in der Galerie Ferdinand Möller, Berlin.

  • 1923    Einzelausstellung graphischer Arbeiten in der Galerie "Der Pantheon", Berlin. Weitere Ausstellung mit Adolf Hoelzel und Rudolf Nesch im Kunsthaus Schaller, Stuttgart.

  • 1927    Einzelausstellung Galerie Wiltschek, Berlin.

  • 1939    Elfriede Thums Kunst wird als "entartet" eingestuft: "Der Herr Reichsminister hat sich nun damit einverstanden erklört, dass Ihnen die Arbeit wieder zugestellt wird, jedoch nur unter der Bedingung, dass das Bild keinesfalls wieder ausgestellt werden darf."

  • 1952    Elfriede Thum stirbt am 6. Mai in Berlin.

  • 1955    Erste Retrospektive anlässlich der Berliner Kunstwochen im Kunstamt Wilmersdorf.

  • 1988    Einzelausstellung in der Galerie Lippeck, Berlin-Hermsdorf.

  • 2005    Einzelausstellung Galerie Barthelmess & Wischnewski, Berlin-Charlottenburg.

  • 2014    Sonderausstellung im Stadtarchiv Frankfurt/Oder.

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Die Exponate der Ausstellung

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